Am 1. Juni 2003 wird das durch die niederländische Glockengießerei
Koninklijke Eijsbouts (Asten) erbaute Carillon im Rahmen eines feierlichen
Gottesdienstes in der Stadtpfarrkirche zu Geisa seiner Bestimmung übergeben.
Das anschließende Festkonzert gibt Dr. Jürgen Buchner, Diakon
am Würzburger Dom und Schüler des Carillon Instituut
Nederland in Dordrecht. Finanziert wurde das im Jahr 2000 durch
Pfarrer Uwe Hahner initiierte Glockenspielprojekt fast ausschließlich
durch Spenden.
Das Geisaer Carillon besteht aus 49 Bronzeglocken mit einem Tonumfang
von b1 - c2 - d2 chromatisch bis c6. Die b1 Glocke ist mit der C-Taste
des Stokkenklavieres verbunden, so dass das Instrument um einen Ton
nach unten transportiert. Damit wird ein größeres Klangvolumen
erreicht. Gleichzeitig hat es der Carillonneur leichter beim Musizieren
mit in B gestimmten Blasinstrumenten. Er braucht nicht zu transponieren.
Die größte Glocke des Instruments (b1) hat ein Gewicht von
358 kg und einen Durchmesser von 852 mm, die kleinste (c6) wiegt 4,6
kg mit einem Durchmesser von 145 mm.
Das Gesamtgewicht aller Glocken beträgt 2003 kg, zufällig
gleich der Jahreszahl, in der es erbaut wurde. Das Gesamtgewicht einschließlich
der Klöppel, Magnethämmer und der Stahlkonstruktion des Glockenstuhls
beträgt 4,5 Tonnen.
Die 49 Glockenspielglocken sind im achteckigen Turmaufsatz in der Stube
unter der Schweifkuppel in 30 m Höhe an eisernen Glockenstuhlträgern
befestigt.
Während an vier Seiten die Zifferblätter der Turmuhr angebracht
sind, befinden sich an den anderen vier Seiten je drei kleine Fenster,
die sich beim Spielen des Carillons automatisch öffnen lassen.
Die relativ kleine Glockenstube erweist sich als ideal für die
Klangmischung und - abstrahlung, die kleinen Fenster als ausreichend
groß. Der Hörer im Umkreis empfindet den Glockenklang als
warm, klar und rein, in sich stimmig, dynamisch und ausgewogen.
Unterhalb der Carillonglocken in der heimelig anmutenden Stube, über
die man auch den Turmkranz erreicht, ist der Spieltisch untergebracht,
zu dem genau 135 Treppenstufen führen. So können beispielsweise
Carillonneur und auf der Galerie postierte Bläser auf gleicher
Augenhöhe in Sichtkontakt miteinander musizieren. Der Turm scheint
dafür wie geschaffen zu sein.
Alle Glocken sind außerdem mit einer automatischen Spieleinrichtung
ausgestattet (mit je einem Hammer am Äußeren der Glocken).
Dadurch wird ein tägliches mehrmaliges, kurzes Spiel zu festgesetzten
Zeiten ermöglicht, das von einer Zeituhr über Computer ausgelöst
wird. Von Zeit zu Zeit und zu besonderen Anlässen wird das Carillon
live, d.h. von Hand gespielt.
Man darf das Geisaer Turmglockenspiel ohne Übertreibung zu den
schönsten Instrumenten dieser Art in Deutschland zählen. Die
wunderschöne Umgebung des Ulstertales, bildet die malerische Kulisse,
in die die kleine historische Rhönstadt eingebettet ist. Das Carillon
im Turm der Stadtpfarrkirche ist eine Attraktion für Geisa und
gleichzeitig eine weitere Bereicherung der deutschen Glockenspiellandschaft. |